Vor mehr als 20 Jahren übernahmen Andreas und Astrid Rittler das Gut Lichtengraben – und fanden ihre Lebensaufgabe.
„Wir sind wahrscheinlich die erste Generation, die hier selbst Hand anlegt“, schmunzelt Andreas Rittler, Hausherr auf Gut Schloss Lichtengraben im Nordosten von Bad St. Leonhard. Den Großteil seines Tages verbringt der Land- und Forstwirt weniger im Schloss als im Wald, am Hochstand, in den Obstgärten, bei den Schafen, den Fischteichen und im Hofladen, wo er die Forellen aus eigener Zucht verkauft. In Slow Food-Qualität.
Die Fischzucht hat Tradition im Lichtengraben. „Es gibt einen Teich, der über 600 Jahre alt ist“, erzählt Rittler. Die Ruine Pain gleich daneben ist 300 Jahre älter: die Painburg, eine der wenigen Wasserburgen Kärntens. Heute ist der mächtige Torturm mit seinen dicken Mauern löchrig, die gotische Halle hat längst ihr Dach verloren und aus den Fenstern wächst Grünzeug. Aber die Pechnasen über den Toren und der doppelte Wassergraben rings um die Burginsel erinnern daran, dass das Leben hier nicht ungefährlich war. Immer wieder verschanzten sich die Herren von Pain, die einige Gold- und Silberbergwerke im Oberen Lavanttal besaßen, und die Menschen der Umgebung vor Räuberbanden und den anrückenden Osmanen in der gut befestigten Anlage.
Einen Nachteil hatte die Wasserburg freilich: Es war feucht. Siegfried von Pain wurde es schließlich zu unbequem und so ließ er 1544 einen Steinwurf entfernt das geräumige Schloss Lichtengraben errichten. 1886 kaufte Karl Neufeld Schöller das Gut. Er war königlich schwedisch-norwegischer Generalkonsul in Österreich und Urururgroßvater des heutigen Besitzers. Aus dieser Zeit stammen viele der schönen Zirbenmöbel und -vertäfelungen, die kostbaren Kachelöfen, Jagdtrophäen, Gemälde und der Steinway- Flügel, der um die Jahrhundertwende von New York ins Lavanttal gelangte.
Vor 23 Jahren übernahmen Andreas und Astrid Rittler das Gut Lichtengraben – und fanden ihre Lebensaufgabe. Sie reparierten die Mauern, legten frische, warme Farben auf, ersetzten zerbrochene Butzenscheiben, restaurierten die antiken Möbel und hauchten dem alten Haus frisches Leben ein. Damit sie das Schloss erhalten können, haben die Rittlers das Schmuckstück für Gäste geöffnet. Wer hier seinen Urlaub verbringt, schläft im Himmelbett und kann in der Schlossküche kochen und tafeln. Die Hausleute laden zur Gutsführung „mit oder ohne Slow Fish-Verkostung“.
Wer’s ganz ruhig mag, mietet die Almhütte auf 1.200 m. Und sonst hat man die Wahl: wandern oder biken, angeln oder Holz hacken, im Liegestuhl versinken oder aufgabenlos sinnieren und schauen.
Auch heiraten kann man auf Schloss Gut Lichtengraben. „Für ganz besondere Anlässe vermieten wir die Beletage und den Garten“, erzählt Astrid Rittler, die routiniert dafür sorgt, dass sich ihre Gäste wohlfühlen. Im weißen Salon, im großen Zirbensaal oder zwischen Hortensien und Lavendel.
Tipp: SLOW FISH
Wer freitags in die Nähe von Schloss Lichtengraben kommt, sollte die Kühltasche mitnehmen und eine Pause im Hofladen einplanen. Ab 12 Uhr gibt es geräucherte Forellen. Private Räucherfisch-Runden sind ebenfalls willkommen. Sofern die Landwirtschaft dazu Zeit lässt, führen die Rittlers ihre Gäste durch Gänge und Gemächer des Hauses und durch das weitläufige Gut.
Lavanttal-Podcast: Slow fish und bunte Vögel
In der fünften Folge des Lavanttal-Podcasts ist Nina Popp zu Gast bei Astrid und Andreas Rittler. Bei Spaziergang durch das Schloss, rund um die historische Wasserburg, Fischteiche, Streuobstwiesen und beim köstlichem Räucherfisch sammelt sie Geschichten, die gut und gern für zwei weitere Podcast-Folgen reichen würden.
Foto: R. Knabl