„Musikalische Nahversorger“ nennen sich die Organisatoren des größten Musikfestivals Unterkärntens. Auf der Bühne stehen arrivierte wie junge Musikschaffende, das Programm pendelt zwischen bekannten Genres und Nischenmusik.
Die Pandemie änderte das Programm des größten Musikfestivals Unterkärntens im Jahr 2020 mit einem Schlag. „Vier Festmessen, 14 Konzerte, eine Veranstaltung für junges Publikum und künstlerische Begegnungen in der Umgebung mussten wir absagen“, bedauert Siegi Hoffmann, musikalischer Leiter des KUSO, wie der St. Pauler Kultursommer abgekürzt klingt. „Als sich die Situation im Sommer etwas entspannte, haben wir uns entschlossen, wenigstens ein Konzert zu veranstalten: das ,Konzert der Möglichkeiten‘, bei dem wir unsere Gäste zu einer Reise durch verschiedene Musikgenres einladen.“
„Wir“, damit meint Hoffmann ein kleines, feines Team, das sich ehrenamtlich engagiert. Von der Programmgestaltung und Finanzierung über die Engagements, das Catering, die PR bis hin zum ausgeklügelten Sicherheitskonzept, das in Coronazeiten für den nötigen Abstand sorgte, als die Kleingruppen durch die festlichen Räume des Stifts von einem Konzert zum nächsten wanderten. Spielräume schaffen – so lässt sich das Prinzip des Kultursommers in aller Kürze beschreiben. Auf der Bühne stehen arrivierte wie junge Musikschaffende, das Programm pendelt zwischen bekannten Genres und Nischenmusik. Barock und Klassik haben ebenso Platz wie zeitgenössische Kompositionen, Jazz, Balkanmusik, Klezmer, südamerikanische Rhythmen, Crossover und Auftragskompositionen.
„Wir verstehen uns als musikalische Nahversorger“, beschreiben Siegi Hoffmann und Christoph Warzilek die Vision des Festivals. „Wir leben am Land, da ist nichts Urbanes. Und daher sind Impulse wichtig.“ Als künstlerischer Leiter will Hoffmann persönliche Erlebnisse ermöglichen, die die Zuhörerinnen und Zuhörer berühren. Raum schaffen für Begegnungen mit Kunstschaffenden, mit neuer Musik, mit neuen Ideen, die Spuren hinterlassen. „Das verlangt allerdings Offenheit“, ist sich Hoffmann der Anforderung an das Publikum klar.
5.000 verkaufte Karten pro Saison sprechen dafür, dass das Konzept beim Publikum gut ankommt. Auch den Künstlerinnen und Künstlern gefällt’s. Viele kommen immer wieder. Wie Paier und Unterkirchner, die im Lavanttal geboren sind und mittlerweile auf der ganzen Welt konzertieren. Umgekehrt kommen internationale Künstlerinnen und Künstler immer wieder gerne nach St. Paul. „Unser Netzwerk ist mit den Jahren gewachsen und unser Festival hat einen guten Ruf. Aber es liegt sicher auch an der außergewöhnlichen Atmosphäre hier im Stift“, zählt Organisator Warzilek wesentliche Erfolgsfaktoren auf. „Unsere Gäste sind immer wieder ganz begeistert von dem Ort. Ein Kraftplatz, sagen sie.“
Diesen Kraftplatz stärker ins Bewusstsein zu rücken, ist ein deklariertes Ziel des KUSO-Teams. Ein Großteil des Publikums kommt aus der näheren Umgebung, der andere Teil reist aus ganz Österreich an. Aber viele – potenzielle – Gäste kennen die Schätze des Lavanttals noch nicht. Um das zu ändern, erweiterte die Kulturinitiative ihr Programm vor einiger Zeit um die Variation „KUSO mit Einkehr“. Gedacht für Menschen, die Musik mögen und Lust haben, nach dem Konzert noch ein Stück Lavanttal zu entdecken. „So haben wir beispielsweise Musik des Mittelalters mit Hildegard von Bingen und einer Kräuterwanderung in der Nähe kombiniert“, erzählt Hoffmann. Die Kooperation mit dem Museum Liaunig, die einen Mix aus Konzert und Erkundung des Unterkärntner Raumes verspricht, will man nachholen. Ebenso die „KUSO Reise“, die zu einem Ausflug ins Land an der Drau einlädt. Auf einer Floßfahrt von Lavamünd nach Dravograd, gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern aus Kärnten und Slowenien.
„Und es geht uns um den Nachwuchs im Publikum“, setzt der Pensionist im Unruhestand nach. Dass er bis vor kurzem Musiklehrer und Chorleiter mit Leib und Seele war, merkt man ihm an. „Das will ich gar nicht leugnen. Mir ist es auch beim Kultursommer ein großes Anliegen, junge Leute einzubinden.“ Mit „KUSO für Kids“ soll das künftig noch besser gelingen. Wenn die jungen Leute die Bandbreite musikalischer Möglichkeiten etwa am Beispiel von Orgelpfeifen und Hammondorgel erleben.
Das Programm für das kommende Jahr steht. Die Abos und Karten sind zu haben. Aber Siegi Hoffmann und sein Team denken bereits weiter. „Mit dem Stift, der Landschaft und dem Renommee des St. Pauler Kultursommers haben wir so tolle Ressourcen und viele Synergien, die sich noch besser nutzen ließen, wenn viele an einem Strang ziehen.“ Profitieren würde die ganze Region. Persönlich, kulturell und wirtschaftlich.
Lavanttal Storys
In der dritten Podcast-Folge lädt der langjährige künstlerische Leiter des St. Pauler Kultursommers, Siegfried Hoffmann, ein, hinter die Kulissen des Festivals zu blicken.
Lavanttal Storys #3 „Wenn der Funke überspringt …“