Beim Gackern machen es sich jedes Jahr im August Tausende zwischen Hühnerbein und Vogerltanz auf der Loreto-Wiese in St. Andrä gemütlich.
Den Ort lebenswerter zu machen, hat sich auch der Verein „Attraktives St. Andrä“ zum Ziel gesetzt. Das Projekt, das sein Vater viele Jahre lang leitete, führt nun Anton Meyer als Obmann weiter. Mit seinem Team organisiert er vor allem Feste, die Leben in die Stadt bringen sollen. Beim legendären Fest des Huhnes ist der Verein seit der Gründung im Jahre 2000 dabei. Gemeinsam mit der Stadtgemeinde, der Gackernwirte-Gemeinschaft und der Firma WECH Geflügel. Deren Geschäftsführer Karl Feichtinger kam nämlich eines Tages auf die Wirtinnen und Wirte des Tales zu und schlug ihnen vor, gemeinsame Sache zu machen. Die Idee vom „Gackern“ gefiel auf Anhieb und seither steht ganz St. Andrä jährlich ein Mal im Zeichen des Huhnes.
Bis zu 70.000 Menschen machen es sich jährlich von Anfang bis Mitte August auf der Loreto-Wiese am Fuße der Basilika gemütlich. Einige kommen von auswärts, aber die meisten sind irgendwo zwischen Reichenfels und Lavamünd zu Hause. Manche kommen alleine, weil sie sicher sein können, lauter Bekannte zutreffen, andere kombinieren Betriebsausflug und Brathendl, Chicken und Curry.
Die Wirte lassen sich jedes Jahr neue Hühnerrezepte einfallen, Fans von Schlager und Volksmusik kommen definitiv auf ihre Rechnung, Lederhosen und Dirndl werden aus dem Kasten geholt, vorausgesetzt es ist noch Platz für die eine oder andere Köstlichkeit. Den Kindern wird zwischen Strohballen und Vogerltanz sowieso nicht fad.
Zehn Tage lang ist es fröhlich und laut. Wer das mag, kommt immer wieder, nicht zuletzt wegen der unzähligen Extras im Programm, das mit einem spektakulären Festzug von der Basilika zur Festwiese eröffnet wird. Die ganze Stadt ist auf den Beinen. Entweder am Straßenrand oder mitten in der Prozession, im traditionellen Lavanttaler Dirndl, in fantasievoller Modetracht oder im Vereins-Outfit. Ein festlicher Umzug, wie ihn in viele im Lavanttal von den Schwarzweiß-Fotografien ihrer Kindheit kennen, als noch jedes Dorffest einem quasi in Stein gemeißelten Prozedere folgte: Messe, Umzug, Tanzboden, Schlägerei. Letzeres ist – natürlich – Vergangenheit.
Wenn beim Gackern gekämpft wird, dann ausschließlich sportlich und mit viel Humor. Wer an der St. Andräer Version der Highlander-Wettkämpfe mitmachen will, sollte folgende Disziplinen trainieren: „Bierle zupfen“, „Strick ziagn“, „Bama schmeißn“, „Eier wixn“. Und weil in Kärnten bekanntlich die Musikalität nicht zu kurz kommen darf, lädt der Verein auch zum Kärntner Kräh- und Gackernwettbewerb ein. Die zwei Kategorien: Solo für Küken und ausgewachsene Hühner bzw. Hähne sowie Gruppenauftritte.
Wer’s nicht glaubt: Mit den Suchbegriffen „Gackern“, „Krähwettbewerb“ liefert Google Beweise.
Walter Wippersberg, der Regisseur von „Das Fest des Huhnes“, einer satirischen Filmreise in die „rätselhafte und unberührte“ österreichische Provinz, hätte hier beim Gackern vermutlich hocherfreut viele weitere Indizien für den Kulturwandel und das Huhn als modernes Totem gesammelt.
YouTube: Das unberührte und rätselhafte Österreich – Das Fest des Huhnes
Fotos © J. Emhofer, Canva